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Niels Bubel gewinnt den Kreuzberger Viertelmarathon 2013 - Berlin - Kreuzberg
Drei Tage nach mei­ner Rück­kehr aus mei­nem All­gäu­er Trai­nings­la­ger stand schon die nächs­te Auf­ga­be an. Beim be­lieb­ten Kreuz­ber­ger Vier­tel­ma­ra­thon, der von der Ha­sen­hei­de quer durch die Ber­li­ner City ver­läuft, bo­ten sich heu­te idea­le Be­din­gun­gen. Die­se woll­te ich ger­ne nut­zen, um nach mei­nem Grund­la­gen­trai­ning in den Ber­gen den Asphalt vor hei­mi­scher Ku­lis­se zum Bren­nen zu brin­gen.

An der Start­li­nie be­grüß­te mich ein be­kann­tes Ge­sicht aus der deut­schen Lauf­sze­ne: Sven Prae­to­ri­us aus Er­furt, ein ge­bür­ti­ger Ber­li­ner. Mit sei­nem Er­fur­ter Lauf­team hat­te er in die­sem Som­mer den be­gehr­ten Deut­schen 3x1000-Me­ter-Staf­fel-Meis­ter-Ti­tel auf der Ziel­ge­ra­den den Ber­li­nern mit Cars­ten Schlan­gen von der LG Nord ab­ge­run­gen. Ich freu­te mich, dass mit Sven ein Läu­fer, der auch über 10 Ki­lo­me­ter schnell lau­fen kann, mit ins Ren­nen ging. So wür­de ich nicht al­lei­ne auf den brei­ten Stra­ßen un­ter­wegs sein. Eine ge­naue Zeit oder ein ge­nau­es Tem­po hat­te ich nicht im Kopf. Eine Wo­che nach mei­nem Halb­ma­ra­thon im an­vi­sier­ten Ma­ra­thon-Tem­po, woll­te ich heu­te aber noch ei­nen Gang hö­her schal­ten. Ich war ge­spannt zu er­le­ben, wie mein Kör­per auch ohne Tem­po­trai­ning am Li­mit ar­bei­ten wür­de. Nach ei­ner Ein­füh­rungs­run­de auf der Aschen­bahn ge­gen­über vom Tem­pel­ho­fer Feld ging ich nach vor­ne. Sei­te an Sei­te steu­er­te ich mit Sven auf den Süd­stern zu. Ich spiel­te ein we­nig mit mei­nem Lauf­schritt und der Fre­quenz. Ein Stück­chen lief ich hin­ter Sven, dann ging ich wie­der nach vor­ne. So lang­sam kam ich ins Rol­len und ver­such­te das Renn­tem­po zu fin­den, was ich bis zum Ziel durch­hal­ten konn­te. Ich fühl­te mich lo­cker und mei­ne Fuß­bal­len scho­ben mich Schritt um Schritt vor­wärts. Ein un­glaub­lich tol­les Ge­fühl, wenn der Kör­per im Ein­klang ar­bei­tet. Vor mir räum­te die Po­li­zei die Stra­ße frei. Am Sonn­tag­vor­mit­tag wur­den ei­ni­ge Au­to­fah­rer von den na­hen­den Läu­fern über­rascht. Sven folg­te mir mit et­was Ab­stand. Ich wuss­te je­doch nicht, ob er nicht schnel­ler woll­te oder nicht schnel­ler konn­te. Ich ori­en­tier­te mich nach vor­ne. Nach 5 Ki­lo­me­tern ging es im Kar­ree und dann den sel­ben Weg durch das zen­tral ge­le­ge­ne Stadt­vier­tel zu­rück. Ich folg­te den Po­li­zei­fahr­zeu­gen und muss­te bei der ein oder an­de­ren Ab­gas­wol­ke auch mal die Luft kräf­tig an­hal­ten. “Sven ist nicht mehr zu se­hen”, so lau­te­te die Info von mei­nem Trai­ner. Wie ich spä­ter er­fuhr, hat­te sei­ne Freun­din, die auch mit­lief, we­gen ei­ner Mus­kel­ver­let­zung das Ren­nen ab­bre­chen müs­sen. Als Sven ihr ent­ge­gen­ge­lau­fen kam und sie am Stre­cken­rand sah, be­en­de­te auch er das Ren­nen, um ihr zur Sei­te zu ste­hen. Un­be­irrt flog ich dem Ziel ent­ge­gen. In­zwi­schen muss­te ich schon ein we­nig mehr Druck ma­chen, um das Tem­po al­lei­ne hoch zu hal­ten. Der Kon­trast zum Trai­ning war nun doch sehr gra­vie­rend. Ge­nau das hat­te ich ge­braucht. Die Lun­gen­ar­beit war am An­schlag. Mehr Sauer­stoff für den Blut­kreis­lauf und da­mit für die Mus­kela­tur gab es nicht mehr. Jetzt war es aber auch nicht mehr weit. Zu­frie­den schwenk­te ich we­nig spä­ter auf das Sport­ge­län­de ein und dreh­te noch ger­ne eine Ex­trarun­de im Sta­di­on, be­vor ich die Ziel­li­nie er­reicht hat­te. 32 Mi­nu­ten und 8 Se­kun­den über die rund 10,5 Ki­lo­me­ter — wo­bei ich da­zu­sa­gen muss, dass die vor­ge­ge­be­ne Stre­cke real um ca. 200 bis 300 Me­ter kür­zer sein soll­te — sind eine Leis­tung, die zei­gen, dass ich auf dem rich­ti­gen Weg in Rich­tung Ma­ra­thon-DM bin.

Bei der Sie­ger­eh­rung freu­te ich mich ne­ben zwei Po­ka­len be­son­ders über ei­nen um­fang­rei­chen Bild­band über die Olym­pi­schen Spie­le 2012 in Lon­don. Die nächs­ten Tage wer­de ich mir zum ei­nen et­was Ruhe gön­nen, am 27. Au­gust mei­nen Ge­burts­tag fei­ern. Zum an­de­ren wer­de ich im Ver­lauf der nächs­ten Wo­che wie­der neue Span­nung auf­bau­en, um in best­mög­li­cher Form am 1. Sep­tem­ber bei den Ber­lin-Bran­den­bur­gi­schen Halb­ma­ra­thon-Meis­ter-schaf­ten im Kampf um den Ti­tel mit­zu­mi­schen. Ein Sieg wäre mein ers­ter Ein­zel­ti­tel auf Lan­des­ebe­ne und gleich­zei­tig wür­de ich da­mit den Ber­li­ner Läu­fer­cup für mich ent­schei­den. Das sind tol­le Aus­sich­ten, für die ich mei­ne gan­ze Lei­den­schaft auf­brin­gen wer­de.

Er­geb­nis­se